Marokko – da denkt man gern an Gewürze, Märkte, altes Handelstreiben und Teppiche. Beschäftigt man sich mit diesem interessantem Land wird man entdecken, dass es eine Brücke zwischen dem Orient und Europa ist. Die Römer hinterließen Volubulis in der Nähe von Mèknes. Ein Stamm der marokkanischen Bevölkerung hinterließ die Alhambra in Granada. Nur 14 Kilometer trennen Tanger und Ceuta von Gibraltar. Die Sprache verrät eine weitere Verbindung, denn die meisten beherrschen neben Arabisch auch Spanisch und Französisch. Tiefer in der Wüste lernt man die Berberkultur kennen. Dort ist alles noch sehr ursprünglich, auch wenn der Tourismus jetzt die Haupteinnahmequelle ist. In der Natur wird man auf Oliven- und Arganbaumhaine, Sanddünen und karge Steinwüsten treffen, manchmal sind sie mit einem grünen Streifen durchzogen. Alles in allem ein sehr abwechslungsreiches Land und doch steht man oft in einer großen, eintönigen Weite.
1. Tag Casablanca
Die Liste der Sehenswürdigkeiten in Casablanca hält sich stark in Grenzen – Die Hassan-Moschee. Das 1993 fertiggestellte Prachtsück von orientalischer Baukunst ist die einzige Moschee, die man als Nichtmuslim betreten kann. Für ca 10 € pro Person bekommt man eine sehr interessante Führung in sehr gutem Deutsch durch das höchste religiöse Bauwerk der Welt. Mit einigen passenden Witzen lockert der Guide die Fakten auf. Das 210 m hohe Minarett kann leider nicht mehr erklimmt werden. Und trotz diesem Must-See rate ich von Casablanca ab, denn um diesen prunkvollen Platz findet man nur die höchsten Dreckdünen Marokkos. Wenn es möglich ist, sollte man sich dieses Ziel für einen dreistündigen Ausflug von einem Kreuzfahrtschiff aus aufheben und seine kostbare Zeit auf einer Rundreise nicht verschwenden. Ist man trotz der ganzen Warnhinweise im Internet hier gestrandet, kann man im La Sqala sehr fein marokkanisch dinnieren. Und wenn man gelangweilt vom Dreck auf den Straßen ist, kommen einem die 7 € für ein 0,25er Bier im sauberen Kenzie-Tower mit schönem Ausblick über die Stadt gar nicht mehr so teuer vor.
2. Tag Fés
11000 Straßen und kein Plan existiert für diese Stadt. Ein Ort der selbst von Google unerforscht bleibt. Die hohen Minarette, lauten Geräusche, markanten Gerüche werden in der nächsten Gasse schon verschluckt. Das einzige Mittel auf das man trauen sollte ist ein Kompass. Einen kleinen Tipp für die Orientierung kann ich noch mitgeben. Startet man am Bab Boujeloud mit der Tour, kann man sich sogar an kürzlich angebrachten Schildern orientieren. Die Schilder sind nach den Eingangstoren der Medina benannt. Ohne dieses Wissen irrten auch wir von Gasse zu Gässchen, welche immer schmaler wurden. Einheimische saßen an ihren Türen, werkelten in Webstuben oder hämmerten in ihren Werkstätten. Die fertigen Waren landen auf den Souks und genau da wollten wir eigentlich gerade hin oder zu irgendetwas, was uns Orientierung geben kann. Stadtmauer und ein Berg mit Ruinen, das muss Borj Nord sein. Wir stiegen hoch, vorbei an den Marinidengräbern. Auf dem höchsten Punkt befand sich ein kleines Tor. Wir gingen durch und dahinter glänzte die ganze Stadt Fés in der Abenddämmerung. Jedes einzelne Minarett schien uns mit seinem Muezzinruf zu begrüßen. Ein magischer Moment.
Von hier oben ist Fés so friedlich. Man ahnt nichts von dem Trubel der pulsierenden Altstadt und den verzweifelten Touristen, die sich verlaufen haben. Wir lauschen dem Gebetsruf und finden zur Ruhe nach diesen aufregendem Trip durch die größte mittelalterliche Altstadt der Welt.
Da wir nicht in völliger Dunkelheit durch die verwinkelten Gassen irren wollten, entschlossen wir uns ein Taxi zu nehmen. Zurück in unserer wunderschönen Unterkunft Palais des Fés/Dar Tazi genossen wir ein gutes kühlendes Bier. Das ist hier etwas ganz Besonderes. Denn nur Hotels oder Restaurants mit Lizenz dürfen Bier ausschenken. Und in den Medinas an Bier zu kommen grenzt an Drogenbeschaffung.
Ab jetzt meint es Fés wirklich gut mit uns. Wir sind angekommen. Heute steht der Königspalast an. Von innen kann man ihn leider nicht besichtigen, aber allein die Tore zeigen schon den Prunk einer Königsstadt. Von dort aus spazieren wir in die Medina und erkunden erneut die Souks, heute allerdings schon viel strukturierter. Besonders schön empfand ich die Medersa Attarine. Für wenig Geld kann man sich in der Koranschule ein wenig ausruhen vom Trubel der Stadt. Die Gerberei betrachteten wir von oben mit einem Minzblatt vor der Nase. Wer Spaß daran hat, Menschen bei wirklich harter Arbeit zuzuschauen oder an der Verarbeitung von Leder, sollte vormittags eine Führung mitmachen.
3. – 5. Tag Merzouga – Wüstentour mit Adventure Morocco Tours
Allein in die Wüste? Ich bin abenteuerlustig, nicht lebensmüde 😉
Natürlich kann man das auch mit öffentlichen Verkehrsmittel schaffen und die Hotels in Merzouga bieten so gut Wüstentouren an. Aber das Angebot von Adventure Morocco Tours traf genau meinen Geschmack. Von Fés nach Marrakesch in 5 Tagen. Im klimatisierten Auto, mit kleinen Info- und Ausblickstopps. Mit Kamelen in die Sahara und eine Nacht unter tausenden von Sternen schlafen. Allein für diese Nacht war es die Reise wert.
6. Tag Merzouga – Dades Valley
Heute geht es weiter Richtung Dades Valley. Unterwegs machten wir in der Todgha Gorges Halt. In dieser gigantischen Schlucht führt ein kleiner Fluss hindurch, einer der Wenigen, welcher aktuell nicht ausgetrocknet ist. Wir erfrischen uns in dem sehr kühlem Wasser und kehren in einem Lokal ein. „Hey, ich versteh‘ ja was die sagen!!“ und schon lernt man ein deutsches Pärchen kennen. Die Hemmschwelle war durch die gemeinsame Sprache und der Interesse an Erlebten schnell gefallen. Wir erfuhren erst später, dass wir beide unter Führung von Adventure Morocco Tours das gleiche Riad anfahren.
Nach 7 Tagen Tagine erfreute uns die französische Küche der heutigen Bleibe sehr. Von der liebenswerten Gastgeberin erhielt ich noch einen Kochkurs in marokkanischer Küche. Unterstützt wurden wir von ihren süßen Kindern. Mit Ausblick über Dades Valley genossen wir auf der Dachterrasse einen geselligen Abend mit einem leckerem 3-Gänge-Menü und der neuen Bekanntschaft. Da unsere Routen sich nicht weiter überschneiden sollten, wollten wir morgens Abschied nehmen. Allerdings hatten Tom und ich ein kleines Kommunikationsproblem mit unserem Wecker und die vergangenen anstrengenden Tage forderten ihren Tribut. Dementsprechend trafen wir leider nicht mehr aufeinander. Schade.
7. Tag Dades Valley – Ouarzazate
Über Stock und Stein heißt unser Morgenprogramm. Das Riad … steht in Verbindung mit einem erfahrenem Trekking Guide. Wenn du verständliches Französisch sprichst wirst du in dem Riad alle Herzenswünsche erfüllt bekommen. Wir wandern durch dass Flussbett von Dades. Das ist derzeit ausgetrocknet und wird als Wanderweg und Handelsstraße genutzt. Frauen tragen Kaktusfeigen in Körben nach Hause. Nicht weit befindet sich die Dades-Schlucht. Imposant ragen die Felswände neben uns nach oben und wir blicken in das kleine grüne Tal. Lange Zeit verbringen wir auf der Straße der 1000 Kasbahs bevor wir Skoura erreichen. Wir machen Halt am Kasbah Amridil, begrüßt werden wir von Reda . Mit Charme, Witz und perfektem Denglisch führt er uns durch die altertümliche Kasbah. Er zeigte uns, wie die Menschen dort lebten. Ein Kasbah hat mindestens 4 Türme und einen Innenhof. In den unteren Stockwerken waren Ställe und die Küchen. Das ergibt dann eine natürliche Fußbodenheizung für die Wohnräume im zweiten Stock. Eine Besichtigung einer Kasbah gehört definitiv zu den must-see’s von Marokko, vor allem mit so einem kompetenten und lustigen Guide wie Reda.
Auch an diesem Abend überzeugte die Hotelauswahl von Ali Bourki, dem Chef der Adventure Morocco Tours. Am Abend wurden wir mit einem 5-Gänge-Menü aus 1000 und einer Nacht in unserem sehr stilvollen Riad Dar Chamaa empfangen. Die Romantik wurde von der untergehenden Sonne über den Palmenhainen von Ouarzazate unterstützt.
8.Tag Ouarzazate – Taroudannte
Der eigentliche Plan war weiter nach Marrakesch zu fahren, jedoch überzeugte uns der weitere Tourverlauf so sehr, dass wir noch ein wenig mehr mit Kamal (unserem Fahrer) und Ali erleben wollten. So war der heutige Plan: Ait Benhaddou, Courcouda Caves und dann Kilometer reißen. Wir wollen bis auf Agadir.
Das Game of Thrones-Fieber steigt als wir dem Ait Benhaddou näher kommen. Den richtigen Blickwinkel erhält man vom Fluss aus. Wir wurden durch die kleinen Gässchen auf den Berg geführt. Von dort hat man Ausblick über den Arenaplatz von Gladiator und den Toren der Stadt Yunkai aus Game of Thrones.
Einen richtig schönes kleines kulturelles sowie naturelles Schmankerl halten die Courcoudia Caves für uns bereit. Kein Tourist, denn diese Sehenswürdigkeit wird bis jetzt noch nicht mal im Internet oder Buch erwähnt. Solche Flecken findet man meist durch Zufall oder eben durch einen lokalen Guide. Nach einer kleinen Nervenkitzelwanderung auf die Spitze eines großen Felsens, der mit Wohnungen für Berbernomaden ausgehölt ist, eröffnet sich ein beeindruckender Blick in die unendliche Weite der Steinwüste.
Es wurde jedoch doch zu spät um auf Agadir zu reisen, so beschlossen wir in Taroudannte halt zu machen. Es soll das kleine Marrakesch sein. Mich hatte es jedoch nicht sehr überzeugt. Eine kleine Stadtmauer und ein kleiner Platz an dem sich Einheimische treffen. Mehr gibt es hier leider nicht zu erleben.
9. Tag Taroudannte – Imsouane
Ich bin selbst leider kein Surfer, aber auch ohne spezifische Kenntnisse juckt es mich bei diesem Strand in den Fingern damit zu beginnen. Nur zwei kleine Restaurants mit dem Hinweis auf freie Zimmer verraten die touristische Seite des kleinen Dorfes Imsouane. Hier verirren sich eigentlich nur Marokkokenner, Surfer und zufällig Gestrandete, so wie wir. Gut zusammengefasste Fakten über Imsouane, vor allem als Surfer findet ihr bei Happybackpackers.
Was ich zu Plage de Imsouane sagen kann: schön, schön, wunderschön!
10. -13. Tag Imsouane – Immouzer – Essaouira
Ab ins Paradies! Vorbei an Arganbäumen auf denen die Ziegen ihre Leibspeise entdeckt haben über hohe Berge mit wunderschönen Ausblicken über kleine Palmenstraßen in den tiefen Tälern. So bereitet einen der Weg auf ein wahrhaft paradisisches Fleckchen Erde vor. Wir kommen in Immouzer des Ida Outane an. Nach einem kleinem Spaziergang vorbei an Souvenirverkäufern steht man vor plätschernden Wasserfällen, die in ein türkisschimmerndes Naturbecken laufen. Dringend an die Badesachen denken! Der Platz blieb leider nicht ganz unentdeckt und so tummeln sich hier einige Touristen, was den Genuss aber nur leicht trübt.
„Ich brauch doch keine Jacke in der Wüste“, das waren die Worte von Tom, meinem Freund, als wir die Koffer packten. Und wer hatte recht? Die Frau natürlich. Das musste er eingestehen, nachdem uns der Wind in Essaouira begrüßte. Nicht umsonst wird das quirlige Städtchen „Die Windstadt Afrikas“ genannt. Die wichtigsten Utensilien sind hier also nicht der Bikini, sondern lange Klamotten und ein Haargummi.
Nach einem Strandspaziergang wärmen wir uns in dem Hamam „Le Spa“. Dieses versteckte kleine Hamam befindet sich direkt in der Medina und ist sehr preiswert entgegen der großen Einrichtungen. Für 30€ kannst du dich von Kopf bis Fuß abschrubben lassen und eine Stunde Massage ist in diesem Preis mit enthalten. Als Physiotherapeutin erfreut mich wirklich sehr, dass auch ich mal in diesen Genuss komme und kann ohne schlechtes Gewissen eine Daumen nach oben geben. Das ist Reinigung für Körper und Geist. Wie neu geboren, ließen wir den Abend auf der Dachterrasse unseres Hotels ausklingen. Unser kleines aber feines Hotel liegt direkt auf der Stadtmauer, so hatten wir direkten Blick auf den Sonnenuntergang. Die Flug- und Gesangskünste der Möven untermalten dieses romantische Naturschauspiel.
14. – 15. Marrakesch – Casablanca
Man könnte denken, dass ganz Marrakesch auf dem Djamaa el Fna vertreten ist. So ein Trubel und Menge an Menschen findet man sonst auf großen Konzerten. Hier kommen die Einheimischen zusammen um Geschichtenerzählern zuzuhören oder ein Glas frisch gepressten Orangensaft zu schlürfen. Beeindruckend ist das Spektakel in Sicherheit auf einer der Dachterrassen um den Platz herum. Mein Favorit für kleine Snacks und Eis ist das Restaurant Zeitouncafe. Von ihnen wurden wir nicht dazu gedrängt, bei ihnen einzukehren. Das ist auf diesem Platz leider üblich. Die Motivation der Händler geht übers Marktschreien hinaus. Enttäuscht von der Entscheidung gegen einen Einkauf oder Einkehr rutscht so manchem ein böses Worte aus dem Mund.
Marrakesch hat mehr zu bieten. Mein Favorit sind die Saadiergräber, hier findet man ein bisschen Ruhe und marokanisches Baukunst. Der Raum der zwölf Säulen ist am schönsten gestaltet. Das wundert nicht, wenn man weiß, dass in der Mitte der frühere Sultan Moulay Ahmed el Mansour der Saadier liegt. Den prunkvollen Bahia Palast wollten wir noch besichtigen, wir landeten jedoch im Palais el Badi. Etwas verwundert wo nun der Prunk sein sollte, schlenderten wir durch den Palast und die Gärten der Saadier. Vielleicht mag es hier sogar wirklich schön gewesen sein, bevor der nachfolgende Alouiten-Sultan alle wertvollen Materialen abtragen ließ und so nun nur noch Ruinen stehen. Sollte man genug Zeit in Marrakesch verbringen, kann man sich gerne hier etwas herumschlagen.
Am letzten Tag besuchten wir noch einmal den Djamaa el Fna. Doch tagsüber verziehen sich die meisten in sonnengeschützten Cafés, dann fällt freier Blick auf Affen an der Leine und Schlangenbeschwörer von Cobras. Als Tierfreund ist mir das kein willkommener Anblick, da den Schlangen die Giftzähne gezogen werden müssen. Und doch hat der große Platz noch ein kleines Wunder für uns. Wir treffen überraschend nochmal auf das deutsche Pärchen. So beschließen wir mit ihnen zum Abschluss Essen zu gehen und unsere Erfahrungen auszutauschen.
Dann geht ein interessanter Urlaub in einer fremden Kultur zu Ende mit neuen Eindrücken und Erlebnissen von denen ich euch gerne noch mehr berichtige. Solltest du Fragen zur Routenplanung haben oder möchtest mir einfach etwas mitteilen, kannst du das gerne in den Kommentaren tun. Bis dahin, gute Reise!
Du trinkst am Abend gern ein kleines Bierchen, dann lese dir hier meine Tipps für Marokko durch. Wenn du einfach ein paar Urlaubsinspirationen finden willst, kannst du gerne auch über meinen Urlaub in Sri Lanka lesen. Dich interessiert, wer ich eigentlich bin? Dann erfahre mehr über uns.